13283.standardsprache

Last Updated on 20230710(07.00)

wir sollen sagen, dasz es sich hierbei um die idee handelt, “dass Variation zu vermeiden ist, indem alle Menschen einer angenommenen Gruppe (i.d.R. Nationen) auf dieselbe Weise sprechen.” 1 diese idee beruhe auf den grundannahmen, dasz eine verständigung bei sprachlicher verschiedenheit nicht möglich sei und zu dieser eine kodifizierte und auf dem primat der schrift basierende gemeinsame sprache nötig ist. wir möchten das erhellen.

1.standard

damit wird zuerst ein zustand, eine qualität definiert, die sich von anderen mit ihr in verbindung stehenden qualitäten dadurch abhebt, dasz sie (im mathematischen sinne) szsg. den durchschnitt dieser abbildet. man würde aus allen qualitäten einige merkmale in diesem standard wiederfinden und einige merkmale des standards in allen qualitäten. auf (sprache) bezogen würden diese also verallgemeinerten merkmale meist grammatischer natur sein, da selbst an den polen des dialekt-standard-kontinuums (welches das spektrum darstellt, in dem eine sprachliche äuszerung getätigt werden kann in diesem zusammenhang) gemeinsame grammatische grundregeln zur geltung kommen, die diese äuszerung ermöglichen. weiter unten auf einer skala der gemeinsamkeiten würden syntaktische, semantische und phonologische merkmale liegen, die bis zur völligen unverständlichkeit divergieren können, so dasz eine verständigung kaum möglich ist. je nach situation werden sich die sprecher dem druck der standardsprache (SSD 2 ) beugen und ihre äuszerungen soweit anpassen, dasz sie vom gegenüber verstanden werden. da die dabei zustandekommende (sprache im sinne eines konversationellen systems) jedoch keinen festen (auszerhalb grammatischer) regeln unterliegt, die beiden sprechern gemeinsam wären, handelt es sich (cf. Ammon 1995) hierbei um einen gebrauchsstandard, der jeweils anwendung finden kann oder nicht und grundsätzlich dann als idee oder konzept verstanden werden kann, das den gesprächsteilnehmern mehr oder weniger bekannt ist. eine gelungene konversation kommt dann im wesentlichen dadurch zustande, dasz pragmatische regeln befolgt werden; eine dieser würde in diesem zusammenhang lauten: verstanden werden zu wollen und sich verständlich zu äuszern. diese prämisse kann natürlich auszer kraft gesetzt werden.

2.habitus

wie weit ein sprecher in der lage (oder willens) ist, den oben angesetzten gebrauchsstandard zu bedienen, hängt von verschiedenen faktoren ab. alter, bildungsstand (sprachstand) und kognitive fähigkeiten auf der einen und weltwissen (common sense), bereitschaft zu konvergenz und assimilation sowie emotionales repertoire auf der anderen seite bedingen den möglichkeitsrahmen, der ausgeschöpft wird, um an einer konversation teilzunehmen.

  1. Mengden, Soziolinguistik VL SS23/FUB
  2. cf. standardsprachdruck, liedtke/tuchen, handbuch pragmatik 2018