14262.weirde naehe – auf dem balkon mit ann cotten

Last Updated on 20240623(17.29)

wie mir einmal die zeit abhanden kam

drüben fängt grad der film an, sehe ich, weil es 20.17 ist. das komisch, weil es am anfang des buches gerade so war, dasz ich dachte, okay, noch die tagesschau verpassen und dann mach ich zu. irgendwas ist durchenandergeraten, während ich seite A, mahler 9 hörte und eigentlich nur kurz reinschmökern wollte. was war das? rausch auf jeden fall…, etwas das ich jdfs. nicht in der ubahn lesen werde, sondern hier abends auf der flimmer solange die linden ihren duft…

dabei ist das buch oft so böse, so meisterhaft dilletantisch, mit derart seltsamen wendungen (wortwendungen), dasz mir das viel zu avantgarde ist. aber fr. cotten ist das auch, eine autorin oder*ingenaning, d. mit allem spielt, was :ihre: sprache hergibt. das wird nur langsam zu einer sprache, die ich mag; es kristallisieren sich themen heraus, es lassen sich doch, auch gegen meine anfängliche abwehr, in dem buch muster zu erkennen, (muster erkennen), die sehr vertraut wirken. so sperrig war eine lektüre mir selten. das musz daran liegen, dasz ich (wenn ich bücher schreiben könnte) es ähnlich versuchen würde.

es mutet wirklich wie ein versuch an, den suhrkamp aber zurecht als nicht versuch, sondern bewältigung des problems erkannt hat, (menschen) zu beschreiben. ein biszchen evolutionär kommt das an, am anfang nur umrisse unausgebildeter charaktere ohne masz, die doch sehr unbemerkt zu figuren mit eigenem bewusztsein heranwachsen, das sich je unterscheidet. bausteine, moleküle, die zu jedem dazukommen und das bild vervollständigen. also zuwachs an wirklicher information, die und das ist das seltsame, auch vorher in den figuren nicht angelegt zu sein scheint. also man ist zeuge ihrer evolution, soweit man fortschreitet.

ich kann das nur im halbdunkel hier lesen, wenn irgendwelche violinen knistern, deshalb bin ich noch kaum weitergekommen, weil man darauf bock haben musz; sollten sich wider erwarten ereignisse (ereignen) die förtellt werden müssen, i will förtell. so lange…, auch ihr solltet das versuchen.

achja: ann cotten, lyophilia, suhrkamp 2019

14181.minor issues – auf dem friedhof mit nele pollatschek

Last Updated on 20240427(07.09)

okay das war ein flow. zwei tage auf knien im eichenhain mit nele am ohr. thankgod dasz sie sich dafür hergibt, ihr buch (kleine probleme) selbst vorzulesen…, niemand hätte so überzeugend den liebevoll verpeilten lars im dialog mit sich selbst und kindern und frau sprechen können. wieviel pollatschek selbst in diesem von selbstzweifeln zerfressenen protagonistenautoren steckt, der sein :lebenswerk: vor sich herschiebt aber eigentlich auch alles andere (bett aufbauen, putzen, vater anrufen) was dann in jeweils einem kapitel ausführlich begleitet und siegestrunken (was ein scheiszwort, jdfs. erleichtert) abgehakt wird, ist wohl egal; wie ein lebenswerk mutet dieses buch nicht an, dafür klingt es zu locker, im parlando des joseph zauberers erzählt…, die (kleinen probleme) vermitteln sich zwar wirklich als unlösbar, sind ja aber so alltäglich eingebettet, dasz es eine freude ist, sich in den vertrauten prokrastinationen (aufschiebetechniken von allem was ansteht) stets wiederzuerkennen. ich kann da sehr weit mitfühlen, wenn es darum geht, die lähmung zu verlassen zum essentiellen schritt, endlich einen lappen in die hand zu nehmen um einen klebrigen fleck vom boden zu wischen.

ich hoffe, johanna, lars’ frau, die ihn scheinbar für ein sabbatical nach lissabon verlassen hat und deshalb die wohnung jetzt eben so aussieht, wie sie aussieht (diese bestimmt wahr-klischehaften rollen werden so liebevoll ausgestaltet, dasz auch eine emanzipierte leserin vielleicht ohne wut diesen verpeilten typen mögen kann) … ich hoffe jdfs. dasz sie am ende noch wieder zusammenfinden, das wär schön. ein paar minuten, seiten…, sind noch; ich habe es sehr geliebt, im unkraut dieser entspannt-progressiven geschichte zuzuhören.